Schadstoffarm, schadstofffrei, naturbelassen, ökologisch, mit und ohne irgendwas – aber was heißt das denn alles? Oder sind das vielleicht doch nur Produkte von cleveren Werbetextern? Wir haben das hinterfragt im Gespräch mit Alexander Rysse, der aus tiefster Überzeugung behauptet: „Unsere Lehmbaustoffe sind schadstofffrei.“
Herr Rysse, Sie wagen sich weit vor mit Ihrer Schadstofffrei-Garantie. Keine Angst, dass Sie vielleicht ein bisschen zurückrudern müssen?
Rysse: Nein, wirklich nicht. Was ich sage, stimmt. Und es ist auch zu belegen.
Was ist denn drin in diesem Lehmbaustoffen (Lehmputz), die ohne Zusatzstoffe auskommen?
Rysse: Sand und Tonerde.
Wenn das reicht, warum gibt es dann Produkte (Lehmputz) mit Zusatzstoffen, die nicht gerade im Ruf stehen, für den Menschen gesund zu sein?
Rysse: Stellen Sie sich vor, Sie kaufen Wandfarbe. Deckel auf, Farbe an die Wand, fertig. Und wenn Sie den Rest im Eimer irgendwo lange abstellen, dann sehen Sie, wie oben auf der Farbe eine Chemiebrühe schwimmt. Nicht gerade heute oder morgen, aber irgendwann. Das mag Sie vielleicht nicht interessieren, aber es zeigt, dass Zusätze in der Farbe waren, damit sie gleich an die Wand gestrichen werden konnte.
Und bei Ihren Lehmbaustoffen oder Lehmfarben ist das anders?
Rysse: Ja, die werden in Trockenform geliefert. Bevor Sie etwa die Farbe verstreichen können, muss das Pulver mit Wasser vermischt werden.
Das ist Arbeit und kann vielleicht nicht jeder.
Rysse: Arbeit ja, aber das kann jeder. Es gibt genau Anleitungen über das Mischverhältnis und so weiter. Das ist kein Problem.
Aber wo liegt der Vorteil für diesen zusätzlichen Aufwand?
Rysse: Das Trockenpulver ist praktisch unbegrenzt haltbar. Es kann auch in 30 Jahren verarbeitet werden. Und es sind eben keine Zusatzstoffe drin. Keine Lösungsmittel, keine Konservierungsstoffe, sondern alles nur Naturprodukte.
Und darauf wird tatsächlich geachtet?
Rysse: Menschen, die nachdenken, achten darauf. Ja. Wer hinterfragt, was er in seinen eigenen vier Wänden verarbeitet und mit was er sich umgeben will, der wird sehr schnell darauf kommen, dass natürliche Baustoffe eben besser sind.
Aber denke ich an Lehm, dann kommen mit Fachwerk, Kuhmist, Stroh und Dreck in den Sinn.
Rysse: Heute ist das Schnee von gestern. Lehmverarbeitung ist zwar tausende Jahre alt, aber die Produkte unserer Zeit sind ökologisch und auch im Hinblick auf unsere Gesundheit vorteilhaft.
Und sie sind bestimmt nicht einfach zu verarbeiten?
Rysse: Lehmputz aufzutragen, ist schon eine gewisse Herausforderung, aber keineswegs ein Problem. Ich sage den Leuten, dass sie ja nicht gleich ihr Wohnzimmer auf den Kopf stellen müssen, sondern vielleicht erst mal in der Speisekammer üben.
Zurück zum Anfang. Sie sagten, dass die Schadstofffrei-Garantie auch belegbar ist. Wo und wie?
Rysse: Öko-Test zum Beispiel. Oder auch Institute, die die Produkte sehr genau unter die Lupe nehmen. Nicht nur hinsichtlich der Zusammensetzung, sondern auch zu fragen, wo die Grundelemente herkommen, wie sie gewonnen werden und vieles mehr. Ich vertrete ja nun mal einen direkten Hersteller. Wir fördern, produzieren und liefern selbst und ohne Umwege. Ich will hier jetzt nicht werben, sondern nur einen Weg aufzeigen, wie Naturprodukte entstehen und geliefert werden können.
Alles Natur – das hört sich ja fast wie ein Ausflug in die Lebensmittelindustrie an.
Rysse: Nein, das nicht. Der Putz gehört an die Wand und auf dem Teller ist mir ein Schnitzel lieber.